Freitag, 10. November 2017

Everything falls into place


Wie die Blätter fallen, fallen gerade auch die Dinge aus unserer Wohnung weg (zum Glück nicht vom Balkon). Nach und nach füllen sich Kisten mit den Aufschriften „EBay“, „verschenken“, „behalten“ und „mitnehmen“. Es ist das totale Chaos, wie bei einem Herbststurm. Um an den Kistenstapel in der Ecke zu kommen muss ich über die Gästebettwäsche, den Staubsauger und einen Haufen mit aussortiertem Kram steigen. Ich will gerade erzählen, wie anstrengend das alles ist, als ich merke, dass es mir Spaß macht! Chaos macht mir nicht viel aus, ich weiß, dass es ein Übergangszustand ist und ich mag die Veränderung.
Mir gefällt unser sich leerendes Wohnzimmer, aus dem der Raclettegeruch gar nicht mehr rausgeht, da wir so viele Abschiedsbesuche haben, mit denen wir Raclette essen. 
Mir gefällt der leere Platz, wo die Mikrowelle stand, die nun nicht mehr mich, sondern meine Schwester mit wärmenden Rapskissen versorgt. 
Ich freue mich über den Abschied, auch wenn er schmerzt. Bittersweet ist so ein gutes, treffendes Wort. Wir lassen unser 1. gemeinsames Zuhause zurück. Unser durchgesessenes Sofa, auf dem ich fast alle Hausarbeiten geschrieben habe. Den Tisch, an dem gelacht, philosophiert und mein Daumen geheilt wurde. Die Küche, in der ich lernen durfte, eine Hausfrau zu sein, für meinen Mann zu kochen und Ratschläge von ihm anzunehmen (!). Unser grünes Chaoszimmer, das so viele liebe Freunde beherbergt hat. Das Bad ohne Fenster, das kleiner ist als unser kleiner Balkon, dem ich absolut nicht nachtrauern werde. (Dem Bad, nicht dem Balkon) 


Wir lassen Freunde zurück, die zur Familie geworden sind. Kinder, die wir ihr ganzes Leben lang kennen und lieben. Freunde, mit denen man 6 Stunden am Frühstückstisch sitzen kann. Freunde, mit denen wir auf Berge geklettert und im November in Seen gesprungen sind. Freunde, die wir schmerzlich vermissen werden. 

Aber sind es nicht diese schönen Erinnerungen und diese geliebten Menschen, die einen Abschied auch schön machen? Weil man weiß, man hatte eine gute Zeit an einem guten Ort mit guten Menschen. 


Ich wollte vor 2 Jahren schon gehen. Tobias hatte kein „Ja“ dazu, was mich damals fast verrückt gemacht hat. Jetzt bin ich dankbar! Die schönen Erinnerungen wären weniger gewesen und unser Wegzug wäre eine Flucht gewesen. Jetzt ist es keine Flucht, jetzt folgen wir einem Ruf, den wir beide in unsern Herzen gehört haben. 

Für eine Weile wird Neuseeland unser Zuhause sein. Bei YWAM werden wir eine Jüngerschaftsschule (DTS) mitmachen und Gott besser kennen lernen, seine Gegenwart genießen, uns selbst und uns gegenseitig in Ihm neu kennenlernen und neu definieren. 
Vieles spannendes und herausforderndes wartet auf uns am anderen Ende der Welt. 

Es fällt mir nicht leicht, hier alles loszulassen, aber die Freude auf das Abenteuer lockt und überwiegt. 
Wir hatten einen wunderbaren Start in unser gemeinsames Leben. Danke für jedes Wort, jede Ermutigung, jede Einladung, jede Umarmung, die dazu beigetragen hat, dass das Markgräflerland zu einem Stück Heimat für uns geworden ist, das wir vermissen und an das wir gerne zurückdenken werden. 

And everything falls into place. Thank you Jesus. 

Love, anni 

4 Kommentare:

  1. Wunderschön geschrieben, und ich kann dich so gut verstehen ! Möget ihr noch viele gute Abschiede feiern dürfen, an jedem Irt an den unser Papa euch führt. Danke für das, was ihr in unseren Leben zurücklasst.❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️

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  2. Liebe Annika!

    Ich hatte gerade Tränen in den Augen, als ich diesen Post von Dir gelesen habe! So mitreißend, so emphatisch, so lustig und so tiefgehend! Es macht so viel Freude, diese Zeilen zu lesen und damit bei Tobi und Dir zu sein! Und ich freue mich jetzt schon auf ganz viele wunderbare Blogs von Dir aus Neuseeland und wünsche Euch beiden Gottes megafetten Segen für Eure Zeit am "Ende der Welt" ❤️!

    Ich sage dir: Sei stark und mutig! Hab keine Angst und verzweifle nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst. (Josua 1, 9)

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