Wir haben uns für eine große, schöne Wohnung beworben und ich war mir sicher, dass wir sie bekommen würden. Wir hätten die Wohnung ganz anders nutzen können als unsere jetzige Wohnung: mehr Gastfreundschaft leben, die Teens aus unserer Kirche einladen, Zimmer untervermieten und Gemeinschaft anbieten, ... wir wollten diese Wohnung Gott zur Verfügung stellen. Darum war ich sicher, wir würden sie bekommen.
Nach zwei langen Wochen endlich die ersehnte Rückmeldung:
wir haben die Wohnung nicht bekommen...
Das war nun nicht mein Plan. Ich dachte, mein Plan und Gottes Plan stimmen überein, aber offensichtlich war das nicht der Fall. "Gott hat einen besseren Plan für uns" ermutigte Tobias mich, aber ich war wirklich enttäuscht. Die ganze Nacht hat mein Herz gebraucht, um zu verstehen, was mein Kopf längst wusste:
Gottes Plan ist besser.
Die Enttäuschung verschwand langsam.
Heute habe ich bei einem Winterspaziergang Gott gedankt, dass wir die Wohnung nicht bekommen haben. Er wusste es so viel besser. Was ich aus diesen Ereignissen gelernt habe, macht mich so viel reicher als die neue Wohnung es je könnte. Denn ich habe etwas wichtiges über mein Herz gelernt:
Ich dachte, ich hätte die Wohnung verdient. Weil mein Mann und ich viel in der Kirche helfen und es diese Arbeit erleichtert hätte. Weil wir eine gute Vorstellung davon hatten, wie wir die Wohnung nutzen würden. Aber ich habe mir überhaupt nichts verdient!
Ich habe das Glück, in Deutschland geboren zu sein, daher ist der Zugang zu Bildung für mich selbstverständlich. Weil ich das Abitur habe und studieren kann, weil unsere Eltern uns unterstützen, weil ich einen Mann habe, der Geld verdient, darf ich in einer wunderschönen Wohnung leben, zu zweit auf über 60qm. Das ist Luxus. Purer Luxus.
Und ich bin nicht zufrieden.
Als mir das klar wurde, habe ich geweint. Im Mai gehen wir nach Uganda und werden mit dem Leid der Menschheit konfrontiert. Wir werden damit konfrontiert, dass andere auf unsere Kosten leiden und ausgebeutet werden.
Ich dachte ehrlich, ich muss meine Teilnahme beim Muskathlon zurückziehen. Wie konnte es sein, dass mein Herz so stolz ist? Ich schäme mich für meine Gedanken. Und ich bin so froh, dass wir die Wohnung nicht bekommen haben. Ich bin so froh, dass ich lernen darf. Ich bin so froh, dass Gott gnädig ist. Ich bin so froh, dass er mein Herz erneuert. Ich bin so froh, dass Gott den Plan hat und ich ihm folgen darf. Und ich bin so froh, dass ich beim Muskathlon teilnehmen darf.
Ich bin gespannt, was ich noch lernen werde und was Gott noch für mich vorbereitet hat.
Love,
Anni